2000-07-01 - Hannes Oberhauser Vize-Weltmeister
ID 1012542
Piwigo ID 1654555096
Titel Hannes Oberhauser Vize-Weltmeister
Datum 2000-07-01
LFNR 12919
Inhalt Die österreichische Tischlerinnung verleiht Hannes Oberhauser für seine Erfolge bei der Berufsweltmeisterschaft in Montreal die "Goldene Ehrennadel". Über den Verlauf der Weltmeisterschaft berichtet sein Vater Johann Oberhauser: Im November 1998 findet die erste Ausscheidung zum 35. Internationalen Berufswettbewerb der Möbeltischler statt. Bei dieser Tiroler Ausscheidung im WIFI in Innsbruck werden sieben Gesellen und Hannes als einziger Lehrling - nur zum Vergleich - eingeladen. Hannes geht als überlegener Sieger aus dieser Ausscheidung hervor und ist somit der Tiroler Vertreter im Jänner 1999 bei der Bundesausscheidung. Vom 7. bis 11. Jänner 999 findet die Bundesausscheidung ebenfalls im WIFI in Innsbruck statt. Von jedem Bundesland kommt der beste Möbeltischler zu diesem Bewerb. Erneut kann Hannes alle überzeugend schlagen und steht somit als Weltmeisterschaftsteilnehmer im November 1999 in Montreal (Kanada) fest. Teilnahmeberechtigt sind nur Gesellen zwischen 18 und 22 Jahren, wobei man nur einmal antreten darf. Eine harte Zeit steht ihm bevor. Üben und trainieren steht auf dem Programm. Die verschiedensten Stücke vergangener Weltmeisterschaften werden geübt. Besonderes Augenmerk wird auf Maßgenauigkeit und Sauberkeit der Arbeit gelegt. Eine große Rolle spielt auch die Arbeitszeit, die meist sehr kurz kalkuliert ist. Von der Wirtschaftskammer wird mentales Training angeboten und mehrere Zusammenkünfte mit WM-Teilnehmern anderer Berufe organisiert. Eine große Herausforderung für alle Teilnehmer. Nur die "Härtesten" werden bestehen können, wobei natürlich auch die Tagesverfassung eine große Rolle spielen wird, weiß man schon vorher. Albert Scharnagl, Tischlermeister aus Kössen und Landeslehrlingswart, ist der Experte und Betreuer von Hannes und ein sehr erfahrener Mensch bezüglich Weltmeisterschaft. Er war auch jener Mann, der Hannes zur Tiroler Ausscheidung eingeladen hat, um einen Vergleich zwischen Gesellen und Lehrling zu haben. Nun ist Hannes die Hoffnung der österreichischen Möbeltischler schlechthin, auf ihm ruht die Last auf eine Medaille in Montreal. Inzwischen geht die Lehrzeit von Hannes zu Ende und er kann am 7. Mai 1999 die Lehrabschlußprüfung für Möbeltischler mit "Ausgezeichnetem Erfolg" abschließen. Eine extra angefertigte Werkzeugkiste mit ca. 400 kg Werkzeug und Hilfsmittel wird schon im September nach Montreal geschickt. Hannes fliegt am 7. November 1999 mit insgesamt 22 WM-Teilnehmern aus 21 Berufen von Innsbruck aus über Zürich nach Montreal. Der Bewerb geht über vier Tage vom 11. bis 14. November 1999. Dort angekommen wird in erster Linie die "Kampfstätte" besucht. Nach der Platzverlosung wird alles für den Bewerb eingerichtet und vorbereitet. Die gesamte Weltmeisterschaft findet im Olympiastadion statt., das 80.000 Sitzplätze hat. Nur ein Drittel der Bewerbe sind in dieser Halle, zwei Drittel davon werden in den Tiefgaragen abgehalten. Für einen Teilnehmer sind 4 m² Platz vorgesehen, die Maschinen werden gemeinsam genützt. Um Streitereien aus dem Weg zu gehen, gibt es Nummern, die nach der Folge der Anmeldungen ausgegebn werden. Zwei Stunden vor dem Bewerb erfahren die Teilnehmer, welches Stück gemacht werden soll, natürlich für alle Tischler dasselbe. 22 Stunden sind dafür vorgesehen und während dieser Zeit verständigt man sich nur auf Englisch. In diesem Fall muß ein Rednerpult in Nußbaum und Kanadischem Ahorn angefertigt werden. Das Pult ist sehr aufwendig und zufällig von Albert Scharnagl aus Österreich vor zwei Jahren eingereicht und unter drei Stücken jetzt ausgewählt worden. Ein gutes Ohmen für Hannes. Nach einer kurzen Besprechung des Stückes und der Verteilung der Werkzeichnung gehts los. Jeder will als erster zur Maschine, um keine Zeit zu verlieren. Für das Stück gibt es 1000 Punkte. Unser Vertreter liegt alle vier Tage sehr gut im Rennen, keiner weiß über die Fehler der Konkurrenten Bescheid. Die Chance auf eine Medaille ist da und die Hoffnung auf einen guten Platz lebt. Zwei Tage nach Ende der Konkurrenz erfährt Hannes, daß er die Silbermedaille gewonnen hat und es fehlten ihm letztlich nur drei Punkte zum Weltmeister. Trotzdem ist die Freude über den Vize-Weltmeister-Titel riesengroß. Bei seiner Ankunft am Flugplatz in Innsbruck wird er von vielen begeisterten Ellmauern mit vier großen Transparenten empfangen und ganz Ellmau freut sich mit ihm über diese großartige Leistung. Trotz der Ehrungen durch den Bundespräsidenten und der Innung blieb Hannes ein bescheidener Mensch.
Archive [ZCH]
Sachgebiete [Wirtschaft, Gewerbe, Lebensbilder]