1943-00-00 - Südtiroler Umsiedler
ID 1001320
Piwigo ID 1645455752
Titel Südtiroler Umsiedler
Datum 1943-00-00
LFNR 12903
Inhalt Am 31. Oktober 1939 beschließen Italien und Deutschland ein Abkommen über die Option und Umsiedlung der Volksdeutschen aus Südtirol. Wie die Verhältnisse um diese Zeit in Südtirol waren, schildert Marianne Thaler, geb. Graber aus dem Gedächtnis: "Ich, Marianne Graber, wurde am 13.10.1923 in Hofern bei Kiens in Südtirol geboren. Mit 7 Jahren ging ich nach Kiens in die Volksschule. Nach dem 5. Schuljahr bekamen wir in Hofern eine neue Volksschule, eine Klasse mit 4 Abteilungen, also eine Lehrerin. Es waren 1935/36 45 Schüler. Wir alle konnten kein Wort Italienisch. Nach 1938 kommen wieder da und dort deutsche Abendstunden für Schulentlassene auf, wo ich ca. 7 - 8 Abende dabei war. Mit 11 und 12 Jahren kam ich in den Sommerferien zu meinem Onkel, die Kühe hüten. Die Ferien dauerten für die Kleinen vom 24. Juni bis 1. Oktober, für die Größeren vom 1. Mai bis 2. November. Mit 13 Jahren kam ich zu meinen Großeltern, im Frühjahr und Herbst die Kühe hüten und sonst mitzuarbeiten. Ich war 4 Jahre dort, dann wurde ich als Hirtin zu groß und zu teuer. Bis jetzt habe ich außer Kost und Gewand kaum etwas verdient. 1940 verdiente ich in Innichen bei einem Bauern monatlich 120 Lire. Es schaute mehr aus, als mir letztlich blieb. 1941 kam ich wieder zum Onkel, da verdiente ich 800 Lire im Jahr, das doppelte Gewand, das waren: 2 Paar Schuhe, 2 Kleider, eins für den Werktag und eines für den Feiertag, 2 Schürzen und 2 Hemden. Unterhosen waren noch kaum üblich. Am 2. September 1943 wanderten wir aus nach Ellmau, wo wir am 6. September ankamen. Ich muß zugeben, einwenig Hitler-fanatisch waren wir auch, wie alle andern Umsiedler auch. Der eigentliche Grund zum Auswandern war der: Die Mutter hat 250.000 Lire geerbt und mit diesem Geld konnte sie in Südtirol genau so nichts kaufen, wie hier die Einheimischen, es durften nur die Italiener kaufen. So hat Vater das "Kas" der Südtiroler Umsiedlungsgesellschaft verkauft für 240.000 Lire. Den Umsiedlern wurde es sehr günstig umgewechselt. Der normale Wechselkurs glaub ich war für 10 Lire 4,5 RM, wir bekamen für 10 Lire 8 RM, so wuchs unser Kapital. Wir konnten uns den Vorderhof leicht kaufen, es blieb sogar noch etwas überig. Der Hof kostete 43.000 RM. Das übrige Geld war später bei zwei Geldentwertungen sauber futsch. Wir hatten trotzdem einen sehr guten Tausch gemacht.
Archive [ZCH, USA]
Sachgebiete [Kriege, Lebensbilder]
Quellen Familiechronik der Thaler, Karl Mittermaier Südtirol S.52ff