1806-00-00 - Ellmauer Chronik 1806
ID 1000152
Piwigo ID 1645038364
Titel Ellmauer Chronik 1806
Datum 1806-00-00
LFNR 06951
Inhalt "Tirol wurde von k.bair. Truppen schon Anfangs dieses Jahres besetzt. Zu Ellmau waren 4 Infanteristen und 2 Kavalleristen ... Im Monat März wurden viele k. bair. Soldaten in das Land verlegt und bald darauf erschien ein Patent, welches uns ankündigte, wir wären nach dem Preßburger Frieden dem Königreiche Baiern zugetheilt. Dieses Patent wurde den 4. Fastensonntag von der Kanzel durch den Vikar abgelesen. Unter dem Volke war darüber eine nicht geringe Bestürzung. Zu Ellmau war die Companie des Hauptmanns Valant, welche in der Charwoche abmarschierte. Dafür kam der Lieutenant Höbel, ein Mann, der studiert hatte, einige Belesenheit hatte, mit dem Vikar freundlich sich betrug, übrigens in seinen Sitten ein Soldat, mehr weibisch, doch ist er von mir nie im Rausche gesehen worden. Den 4. Sonntag nach Ostern wurde beim Wirte hier Tanzmusik gehalten, die Bauernburschen und Soldaten hatten Händel, es wurde gerauft, dem Sensenschmid bei dem Keßler Matthias Kainer wurde ein Bein gebrochen. Nach 2 Tagen kam der Obristlieutenant Graf von Preysing von St. Johann in Begleitung seines Adjutanten nach Ellmau, ließ die Vorsteher der Gemeinde rufen und auch den Vikar. Dieser mußte am nächsten Sonntag Fried und Einigkeit unter den Soldaten und Bauern predigen... Zu Ende Septbr. wurden wir von Soldaten befreit, sie mußten wider die Preußen als Alliierte der Franzosen ins Feld ziehen. Im Advent kam der Befehl, daß die Metten in der Nacht nicht mehr dürfe gehalten werden, sondern in der Fruhe um 5 Uhr. Dieses verursachte unter der Gemeinde ein gewaltiges Murren, man gab die Schuld dem Vikar; besonders weil er gesagt hatte, die Metten seye so gut in der Fruhe als in der Nacht, es komme nur auf den Eyfer der Bethenden an. Der Vikar machte sich wenig daraus und tate seine Pflicht. Unter dem Jahre, im Monath Juli, wurden die Bankozettel abgewürdigt: Für die Bauern war dies gar nicht vorteilhaft, sie mußten die Preise der Viktualien herabstimmen und ihre Schuldigkeiten in barem Gelde abführen. Es gab daher viele Mißvergnügte. Für andere Leuthe ist die Veränderung eine wahre Wohltat gewesen, besonders für Private und Geistliche, die keine Zehente zu beziehen hatten. Sie bekamen für Papier - Geld. Dieses Jahr ist ein fruchtbares gewesen, hat kein Schauer geschlagen, außer zu St. Johann und Kirchdorf, wo die Hälfte des Getreides erschlagen wurde."
Archive [ZCH]
Sachgebiete [Pfarre, Chronik]
Quellen Mayer, HK.Das Sölland, S.375