1805-00-00 - Ellmauer Chronik 1805
ID 1000151
Piwigo ID 1645038234
Titel Ellmauer Chronik 1805
Datum 1805-00-00
LFNR 06950
Inhalt "Die Ellmauer machen viel Geld mit Kohlelieferungen. Die Meisten könnten gut stehen, wenn nicht der Brandwein soviel kostete ... Was die Sitten betrifft, so sind sie ... hochmütig, dem Raufen und Trinken ergeben, woraus viel andere Händel entstehen ... doch größtenteils wohltätig gegen arme Leuthe ... Das Jahr war nicht fruchtbar, besonders für bergige Güter, ... den 6. Oktober fiel viel Schnee, der zwar nach 10 Tagen zerfloß, doch waren den 17. November lang nicht alle Schöber auf den Bergen unter Dach. Noch im Monat Oktober näherten sich die französischen Kriegsheere Tirol; die Bauern mußten vielfältig ausziehen, die Wachen zu besetzen; die Österreicher wurden zu Ulm gefangen ... die k.k. Truppen retirierten zum Teil über die Hochfilzen. Am 30. Oktober mußte Ellmau das Regiment Kerpen auf Mittag bekösten und jedem Mann ein gutes Kandl Wein reichen. Der Würth hatte zu wenig Wein, also ging man zum Vikar und der Wein wurde in Schäffern hinweggetragen. Auf Mittag speisten die Stabsoffiziere beim Vikar, ihrer 6 mit dem braven Obrist Mayr, einem 7 Schuh langen Herrn beinahe; sie waren durchaus höflich. Den 2.Nov. griffen die bairischen Truppen den Paß Strub an. Es wurde Sturm geläutet, die Leuth lamentierten und waren in der Meynung, die Franzosen wollen einbrechen, werden plündern, morden und verwüsten. Man hatte genug zu tun, um die Furchtsamen aufzumuntern. Der Vikar reiste mit dem Martin Hechenberger nach St. Johann, um das Wahre zu erfahren. Man versicherte, die Baiern hätten sich mit Verlust einiger 100 Mann zurückgezogen. Doch mußte der Landsturm von Ellmau sich auf die Hochfilz begeben. Unterdessen wurde Tirol übergeben, die Franzosen zogen zu Innsbruck ein, die Österreicher retirierten nach Pinzgau. Man wußte hier gar nicht, was man denken sollte ... Den 7. Nov. kamen bairische Völker, auch einige 100 französische Reiter nach Kufstein und forderten die Festung zur Übergabe auf, welche den 11. November kapitulierte. Die Gemeinde hörte diese sonst traurige Nachricht gern, denn die Requisitionen von allen Gattungen der Lebensmittel und Kleidungen hatten kein Ende. Den 12. Nov. auf den Abend trafen zu Ellmau bairische Truppen, von Kufstein kommend, ein. Bei dem Vikar war der Hauptmann Lackner und Lieutenant Nißl einquartiert. Beide betrugen sich sehr freundlich. Den andern Tag folgten bei 300 Mann, sie zogen über Salzburg nach Österreich. Nun war es durch 2 Wochen ganz ruhig, nur einmal hatte der Vikar einen bairischen Hauptmann und Lieutenant im Quartier, diese gingen mit anderen Soldaten, bei 1000 Mann, nach Innsbruck... Am 1. Sonntag des Advents, also den 1. Dezbr. wurde durch das Landgericht offiziell angesagt, daß 16.000 Franzosen durchziehen würden. Alles war darüber in Furcht ... den 6. Dez. mußte der Vikar zween Hauptleute und zween Gemeine über Nacht behalten. Sie betrugen sich gut. Die Offiziere speisten auf den Abend mit den zween Geistlichen und waren munter. Darnach bekam der Vikar weiters keine Gäste mehr ... die 16.000 Mann marschierten nach Salzburg und von dort über den Radstätter Tauern nach Klagenfurth ... Die Leuth sind traurig, weil niemand weiß ... welchen Herrn sie bekommen werden. Am Schlusse dieses Schreibens kommt mein Hr. Coadjuktor Priester Vinzenz Steinberger und erzälet; daß ihm ein durchreisender Herr, der gerade von Wien kommt, gesagt habe: Tirol seye mit Baiern vereinigt. O, jam satis est!!! Fuit pressura populi; optamus, ut talis non redeat annus! (Oh, je, das ist genug!!! Es war eine Bedrängnis der Leute; man möchte wünschen, daß ein solches Jahr nicht wiederkehre!"
Archive [ZCH]
Sachgebiete [Pfarre, Chronik]
Quellen Mayer, HK.Das Sölland, S.374