1917-00-00 - Das Kriegsjahr 1916/17 |
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ID |
1000576 |
Piwigo ID |
1645137429 |
Titel |
Das Kriegsjahr 1916/17 |
Datum |
1917-00-00 |
LFNR |
06171 |
Inhalt |
(1.3.1916 - 13.7.1917)
Im Kriegsjahr 1916 wurden von Seite der Lehrpersonen über Ersuchen
mehrere Sammlungen unter den Schülern, wie auch in der Gemeinde vorgenommen.
Im Monat März wurden von den Schülern an die U-Boot Aktion 15 Kr 30 h
abgegeben. In der Roten-Kreuzwoche wurden von den Schülern unter der Leitung
der Lehrpersonen 240 Kr 28 h gesammelt. Weiter wurden am 7.6.1916 14 Kr an
den Zweigverein vom Roten Kreuz nach Kufstein gesendet. Für Kriegspaten-
schaft wurden der Betrag von 20 Kr eingesendet. Die Opfertage ergaben
108 Kr 93 h. Die Hellersammlung in der Schule 7 Kr. Vom Schulleiter Ludwig
Wex wurden 3 Kr zur Unterstützung von Kriegsgefangenen an das Rote Kreuz in
Innsbruck gesendet.
In diesem Kriegsjahr forderte der Krieg wieder mehrere Opfer an
Menschenleben. Am 2.4.1916 fiel im Suganertal der Kanonier Johann
Edenhauser, Schuhmacherssohn im 23. Lebensjahre. Am 31.Mai 1916 fiel in
Caliano der Landesschütze Johann Schösser, Bauerssohn von Witzl im 23.
Lebensjahre. Am 13. Juni 1916 fiel am Monte Altro der im 19. Lebensjahre
stehende Georg Ebner, Ziehsohn des Wirtes Stöckl. Am 4. Juli 1916 fiel auf
dem südl. Kriegsschauplatze der im 21. Lebensjahre stehende Josef Lanzinger,
Bauerssohn zu Hinterwald hier. Am 9. Juli 1916 fiel am südl. Kriegsschau-
platze der im 30. Lebensjahre stehende Augustin Schellhorn, Koglbauer, und
als letzter fiel der 21jährige Kaiserjäger Josef Dichtl, Schuhmacherssohn,
in Malga Campollura.
Was die Feldarbeiten anbelangt, gingen selbe ohne Stockung vor sich.
Zum Frühjahrsanbau waren 9 Soldaten mit 18 Pferden in Ellmau, welche den
Bauern den Dünger auf die Felder führten, die Äcker pflügten und eggten.
Auch während des Sommers waren Soldaten und Militärpferde hier, welche bei
der Heu- und Getreideernte halfen und in die Scheune brachten. Von Arbeiter-
mangel war keine Spur zu merken. Die hochgelegenen Bauern hatten mehr
Schwierigkeiten bei den Feldarbeiten, weil niemand gerne hinaufsteigen
wollte. Für die von den Soldaten und Pferden geleisteten Arbeiten brauchte
nichts bezahlt zu werden. Die Pferde erhielten das Hartfutter vom Ärar
kostenlos zugesendet. Die betreffenden Bauern hatten nur die einzige
Pflicht, den angeforderten Soldaten zu verköstigen und den Pferden das
bestimmte Quantum Heu zu geben. Die Arbeit kam billiger als zu
Friedenszeiten. In den freien Zeiten mußten die Soldaten angekommene Sachen
für Kaufleute und Bauern vom Bahnhofe abholen, dann Schotter zur
Wegverbesserung liefern und anderes mehr. Auch 20 gefangene Russen
arbeiteten zur Zufriedenheit der Bauern.
Was die Lebensmittelpreise betrifft, so muß leider bemerkt werden, daß
selbe sehr hoch steigen. 1 kg Butter war um 6 Kr schwer zu bekommen, da nach
Vernehmen im Geheimen für 1 Kg Butter 8 und 9 Kr bezahlt werden. 1 kg Rind-
fleisch kostete 6 Kr, 1 Kg Schweinefleisch 6,60 Kr, der Preis eines Eies
stieg sogar auf 30 h, man zahlte sogar 40 h für 1 Ei. 1 Kg Kalbfleisch
kostete 3 Kr 60 h, 1 Schachtel Zündhölzer 6 h, 1 m Kleiderstoff je nach
Gattung 10 - 30 Kr nur mindere Qualität.
Und wie lebte man in diesem Jahre? Für Mehlkauf mußte man ein eigenes
Büchl haben, mit welchem 1 Person für 1 Woche 1 1/3 kg Gerstenmehl kaufen
konnte, incl. des Mehles für Brot. Weizenmehl war nicht zu erhalten. An
Zucker erhielt 1 Person für 1 Monat gegen Abgabe der Zuckerkarte 1 kg
Zucker. Butter erhielt 1 Person für 1 Woche ebenfalls gegen Abgabe der
Butterkarte 12 dkg à 6 h. Tabak und Zigarren waren sehr selten zu haben, was
unter den Rauchern vielen Jammer hervorrief.
Was die Schule betrifft, kann mit Rücksicht auf die Verhältnisse von
einem guten Schulbesuch gesprochen werden. Für die Sommerschule waren das
5.6.7.u.8.Schuljahr vom Schulbesuche befreit. Für die Winterschule 1916/17
war das 8.Schuljahr befreit. Weil für das Schuljahr 1916/17 die zweite
Lehrkraft Frl. Maria Rosina aushilfsweise nach Scheffau versetzt wurde,
mußte Halbtagsunterricht eingeführt werden. Die beiden Schulklassen in
Ellmau mit 150 Schülern waren dann Schulleiter L. Wex allein überlassen. Die
Hauptursache vieler Schulversäumnisse war der Schuhmangel. Die Schuhmacher
erhielten kein Leder und konnten nur alte Schuhe zerreißen und mit den
brauchbaren Teilen davon die andern "flicken". Solche Schuhausbesserungen
kosteten eine hohe Summe. Längst verworfene Schuhe mußten wieder in Gebrauch
gezogen werden. Neue Kleider konnten sich nur Wohlhabende anschaffen.
Bericht von Oberlehrer Wex |
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Sachgebiete |
[Schule, Kriege] |